Magnus – Der Mozart des Schachs (Filmkritik)

Der Film Magnus – Der Mozart des Schachs beginnt ganz kurz vor Beginn der Schachweltmeisterschaft 2013 in Chennai, wo Magnus Carlsen gleich sein erstes Weltmeisterschaftsmatch gegen Vishy Anand bestreiten wird.

Magnus - Der Mozart des Schachs*
  • Carlsen, Magnus, Kasparov, Garry, Anand, Viswanathan (Schauspieler)
  • Ree, Benjamin (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Einer meiner Lieblings Schach-Moderatoren, nämlich Lawrence Trent, sitzt an seinem Moderatorenplatz, rechts von ihm Susan Polgar, und kündigt den Beginn der Schachweltmeisterschaft mit folgenden Worten an: „A very warm welcome to everybody watching. We are moments away from one of the most anticipated World Championchip Matches in Living Memory.“

So einige Schachfans bekommen bei dieser Ankündigung bereits eine Gänsehaut. Ich gehöre dazu. Denn diese Schachweltmeisterschaft war die erste, die ich die ganze Dauer über Live verfolgt habe.

Hinter den Kulissen sieht man Magnus Carlsen und sein Team, wie sie sich durch dichtes Gedränge auf den Weg zum Spielort machen. Die Kamera zeigt Magnus, wie er vor dem Schachbrett Platz nimmt und und sichtlich nervös auf den Titelverteidiger Vishy Anand wartet. Es wirkt so, als würde ihn diese gesamte Situation mächtig überfordern.

Der Raum, in dem das Match stattfindet, ist nur mit einer Glasscheibe von den Zuschauern getrennt und vor dieser Glasscheibe drängeln sich Massen von Fotografen, die mit ihren Kameras auf Carlsen halten und kaum von den Security Mitarbeitern zu bändigen sind. Es ist eine extrem angespannten Atmosphäre und als Zuschauer spürt man regelrecht den Druck, der auf Carlsen lastet.

Schnitt.

Kindheit und erste Schritte

Norwegen 1994: Es folgen private Aufnahmen der Familie Carlsen. Wir sehen den kleinen Magnus mit seinen Eltern und den beiden Schwestern bei einem Familienausflug in den Bergen. Der Kommentator im Hintergrund ist Henrik Carlsen, Magnus Carlsens Vater, der über die Entwicklung seines Sohnes spricht.

Henrik Carlsen kommt in diesem Film oft zu Wort. Er erzählt, wie sich Magnus schon früh sehr intensiv mit bestimmten Dingen beschäftigen konnte. Magnus war häufig völlig in Gedanken versunken, so sein Vater.

Als Magnus vier Jahre alt ist, schenken ihm seine Eltern ein kleines Buch, in welchem die Flaggen aller Länder der Welt und der Provinzen Norwegens aufgelistet sind und außerdem die jeweiligen Hauptstädte und einige statische Zahlen über diese Länder, wie Einwohnerzahl, Fläche des Landes , usw.

Nach einer Weile kannte Magnus alle Länder, ihre Hauptstädte und auch die meisten Provinzen auswendig. Sein Vater erzählt, dass er den Eindruck hatte, dass seinem Sohn die Zahlen aus dem Buch eine Geschichte erzählen und für Magnus ein Bild ergeben würden, da es für ihn meistens um die Beziehung zwischen diesen Zahlen ging.

Und dann sagte Henrik Carlsen seiner Frau, dass Magnus durch diese Eigenschaft ein guter Schachspieler werden könnte. Nun beginnt die Story erst richtig und führt den Zuschauer durch die frühen Schritte des Schachspielers Magnus Carlsen.

Frühe Erfolge

In der weiteren Folge des Films sieht man nun, wie der kleine Magnus an Schachturnieren teilnimmt und stets der jüngste und kleinste Teilnehmer zu sein scheint. Man sieht ihn bei der
Norwegische Schachmeisterschaft 2004 und dann auch bei ersten internationalen Turnieren teilnehmen.

Ein früher Highlight für Carlsen ereignete sich im Jahre 2004, als er in Island gegen Garry Kasparov spielen konnte, die damalige Nr. 1 der Welt. Im Film sieht man deutlich, wie Kasparov sich während dieses Spiels einige male erstaunt die Augen reibt. Magnus als Nr. 786 der Welt, erreicht schlussendlich ein Remis gegen Kasparov.

Beim anschließenden Familienessen bei Mc Donalds zeigen sich Magnus und seine Schwester glücklich über dieses Spiel.

An einer Stelle des Films erzählt Magnus, dass er als Schachspieler in der Schule zum Außenseiter geworden sei und einige andere Kinder ihn ärgern wann immer sie können. Man sei nicht cool, wenn man Schach spielen würde, so Magnus. Auch solche Einblicke sind sehr interessant.

Vorbereitungen auf die Schachweltmeisterschaft

Der Film zeigt auch den sehr glücklichen Gewinn des Kandidatenturniers, durch welchen Magnus überhaupt erst als Herausforderer an der WM teilnehmen konnte. Man sieht wie Magnus in der letzten Runde des Turniers während der Pressekonferenz seines verlorenen Spiels gegen Peter Svidler das entscheidende Spiel von Vladimir Kramnik verfolgt.

Dadurch, dass auch er sein Spiel aufgeben muss, gewinnt Magnus sehr glücklich das Kandidatenturnier und wird der Herausforder von Weltmeister Anand.

Die Schachweltmeisterschaft 2013

In der zweiten Hälfte kehrt der Film dann wieder zur Schachweltmeisterschaft 2013 zurück und zeigt viele Einblicke hinter die Kulissen dieses Kampfes auf dem Schachbrett.

Der Film folgt der WM Spiel für Spiel. Man bekommt einen Eindruck davon, wie schwer es für Carlsen war in dieses Match herein zu finden. Wie schwer es war, die ersten Partien dieser Weltmeisterschaft zu überstehen.

Man sieht und spürt die extreme Nervosität von Carlsen und kann die Spannung als Zuschauer regelrecht nachempfinden. Schachfiguren fallen aus der Hand und auch seine Körpersprache spricht eine deutliche Sprache. Anand ist in den ersten Spielen klar besser, kann jedoch noch keinen vollen Punkt für sich verbuchen.

Aber nach einigen Spielen wendet sich das Blatt und man sieht regelrecht, wie Magnus sich nun immer wohler zu fühlen scheint. Er fängt an Partien zu gewinnen und übernimmt vollständig die Kontrolle über das Match.

Und dann ist es endlich soweit. Am Endes des Films geht der große Traum von Magnus, den er schon als kleines Kind formulierte, in Erfüllung. Magnus Carlsen wird Schachweltmeister.

Magnus - Der Mozart des Schachs*
  • Carlsen, Magnus, Kasparov, Garry, Anand, Viswanathan (Schauspieler)
  • Ree, Benjamin (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Fazit

Magnus – Der Mozart des Schachs ist eine wirklich sehr gelungene Dokumentation über den Werdegang von Magnus Carlsen. Der Film verfolgt ihn von seinen allerersten Anfängen bis zum Erreichen der Weltmeisterschaft 2013 und zeigt sehr tiefe Einblicke in seine Kindheit, sein Familienleben und seine Entwicklung als Mensch und als Schachspieler.

Magnus – Der Mozart des Schachs ist nicht nur ein Film für Fans von Magnus Carlsen, sondern auch für Schachfans allgemein.

Schön wäre gewesen, wenn dieser Film noch etwas weiter gegangen wäre, und auch die weitere Entwicklung und die Titelverteidigung noch mit abgedeckt hätte. Denn Magnus Carlsens erste Titelverteidigung fand auch wieder gegen Vishy Anand statt.

Aber auch so ist der Film Magnus – Der Mozart des Schachs absolut sehenswert und eine tolle, spannende und sehr sehenswerte Dokumentation, die man sich auch gerne mehrfach anschauen kann.

Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API